Wie Sie ihren Traumjob bekommen
- und wie ganz bestimmt nicht

Der erste Erfolg. Ihre Bewerbungsunterlagen waren so gut, daß der Personalchef Sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hat. Doch wer zu früh jubelt, hat meist schon verloren. Auge in Auge werden Sie durchleuchtet. Ihr Wissen, Ihr Engagement, Ihre Teamfähigkeit. Wir haben die zehn wichtigsten Fragen zusammengestellt, mit denen Sie auf jeden Fall konfrontiert werden. Und die Antworten – die klügsten und die dümmsten. Dazu der Experten-Kommentar eines Personalberaters der Unternehmensberatung KienbaumSie sind besser als der Durchschnitt. Das weiß der Personalchef schon, wenn Sie ihm gegenüber sitzen. Grund: Gut zwei Drittel der Bewerber hat er bereits aussortiert. Weil Sie ihn mit einem episch langen Anschreiben gelangweilt haben (nie länger als eine Seite!), einen lückenhaften Lebenslauf geschickt, nicht stilsicher formuliert oder gar Rechtschreibfehler gemacht haben. Gut auch, daß Ihr Foto nicht aus einem Paßbild-Automaten stammte. Sonst säßen Sie jetzt nicht hier.
Gehen Sie also getrost davon aus, daß auf der anderen Seite des Tisches eine für Sie positive Einstellung herrscht. Geben Sie sich selbstbewußt – aber freundlich. Arroganz ist ein sicherer Jobkiller. Schildern sie sachlich ihre Fähigkeiten. Informieren Sie sich vorher gut über das Unternehmen, und begründen Sie positiv, warum Sie gerade bei dieser Firma arbeiten wollen. Eine Negativ-Motivation ist ein sicherer Grund, abgelehnt zu werden: “Es hat bei meinen sechs anderen Bewerbungen nicht geklappt, deshalb hoffe ich sehr, daß es nun bei Ihnen etwas wird” ist ebenso tödlich wie “mit meinem jetzigen Chef verstehe ich mich überhaupt nicht” – Loser und Querulanten will keiner.

 

10 Fragen und 20 Antworten, die Ihnen alle
Türen öffnen oder alles verderben können

Warum haben Sie eigentlich ein Jahr länger als üblich für Ihren Abschluß gebraucht?

Dumm: Ich dachte mir, mit einem schlechten Abschluß hätte ich weniger Chancen. Da habe ich lieber nocht ein bißchen Zeit drangehängt.

Völlig daneben: Spricht gegen besondere Intelligenz und Begabung, legt den Verdacht nahe, daß Sie auch im Job eher langsam sein werden.

Klug: Ich wollte schon während des Studiums verschiedene Firmen kennenlernen, damit ich Praxiserfahrungen sammeln kann und mir hinterher die Entscheidung bei der Bewerbung für die richtige Stelle leichter fällt.

Volltreffer! Sie haben sich mit Bedacht beworben, kennen die Arbeitswelt, sind engagiert.

Welche Hobbys haben Sie?

Dumm: Volleyball ist meine große Leidenschaft. Ich spiele selbst und trainiere eine Jugendmannschaft. Das schöne ist, daß man bei Auswärtsspielen in ganz Deutschland herum kommt, solche langen Wochenenden genieße ich.

Na sicher! Sie wollen sich bei jeder passenden Gelegenheit eine Vier-Tage-Woche gönnen. Ihr Hobby ist ihnen wichtiger als die Arbeit, und Sie nehmen mehr Rücksicht auf ihren Sportkalender als auf ihre Kollegen. Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Klug: Mein Englisch ist gut, nur in Französisch habe ich doch seit der Schulzeit einiges vergessen. Deshalb besuche ich zweimal in der Woche einen Französisch-Kurs. Jeden Abend jogge ich eine halbe Stunde, damit ich nach den Tagen im Büro nicht träge werde und fit bleibe.

Sehr gut. Weiterbildung in der Freizeit und Interesse an körperlicher Fitness. Solche Leute feiern auch nicht dauernd krank.

Warum bleiben Sie nicht bei Ihrer bisherigen Firma?


Dumm: Mit meinen Vorschlägen komme ich nie durch und außerdem werde ich schlechter bezahlt als die meisten meiner Kollegen. Mein Chef ist ein sturer Knochen.

Um Gottes Willen. So einer hat uns gerade noch gefehlt. Kein Durchsetzungsvermögen, Neid auf Kollegen, die wahrscheinlich nicht nur mehr verdienen, sondern auch mehr können. Wird wahrscheinlich auch bei uns nur meckern, kommt mir Vorgesetzten nicht zurecht

Klug: Ich suche eine neue Herausforderung. Die Möglichkeiten, die ich in Ihrer Firma habe, bestehen bei meinem jetzigen Arbeitgeber aus absehbare Zeit nicht.

Perfekt. Will weiterkommen, hat Ehrgeiz und wird sicher viel Einsatz zeigen.

Was hat Sie an unserer Anzeige vor allem interessiert?

Dumm: Sie bieten ein überdurchschnittliches Gehalt, gute Sozialleistungen und einen Dienstwagen.

Grauenvoll! Es geht ihnen nicht um die Arbeit. Alles, was Sie interessiert sind Geld und Sicherheit. Beamten-Typ. Nein, danke.

Klug: lch fühle mich dem Anforderungsprofil gewachsen. Dazu kann ich mein Wissen durch praktische Anwendung vertiefen. Ich habe den Eindruck, Sie bieten mir eine reizvolle Aufgabe.

Bingo! Selbstvertrauen ganz ohne Überheblichkeit. Zusätzlich Lernbereitschaft. Das kommt an.

Wie stellen Sie sich die Arbeit bei uns vor?

Dumm: Eigentlich habe ich noch gar keine konkrete Vorstellung. Aber Sie werden mich ja jetzt über die Einzelheiten informieren.

Mensch, das hier ist doch nicht die Berufsberatung. Vor einem Vorstellungsgespräch informiert man sich über Firma und Job. Wer das nicht tut, ist naiv oder einfach faul. Beides will keiner.

Klug: Ich habe mich auf Ihrer Internet-Seite über Ihre Firmen-Philosophie informiert. Sie verlangen selbständiges Arbeiten, und das wünsche ich mir auch. Ich finde daneben aber auch, daß Kommunikation wichtig ist. Gibt es bei Ihnen einen regelmäßiges Brainstorming innerhalb des Teams?

Genial! Sie zeigen, daß Sie sich informiert haben und nicht wie der Blinde von der Farbe reden. Andererseits stellen Sie eine intelligente Frage, geben nicht vor, alles alleine zu können.

Ergreifen Sie bei Meetings lieber selbst das Wort oder sind Sie ein guter Zuhörer?

Dumm: Ich höre lieber zu. Es hat doch keinen Sinn dauernd selbst zu reden. Ich will wissen, was die anderen denken.

Oh je, ein Kriecher, der seine Meinung nicht sagt, weil er Angst hat, anzuecken. So einer trägt nichts Kreatives bei. Unbrauchbar!

Klug: Ich versuche immer, mein Meinung kurz und prägnant zu sagen. Ich kann aber auch gut zuhören und aus dem Gesagten Schlüsse ziehen. Die bringe ich dann durch einen eigenen Beitrag auf den Punkt.

Hervorragend! Sie reden nicht, nur um sich selbst reden zu hören, halten aber mit Ihrer Auffassung auch nicht hinter dem Berg. Sie beziehen andere Meinungen bewußt ein, das macht Sie in positivem Sinne teamfähig.

Für uns ist Sozialkompetenz wichtig. Wie sieht es da mit Ihren Fähigkeiten aus?

Dumm: Sie haben völlig recht. Sozialkompetenz ist das Wichtigste. Darin bin ich ganz groß.

Leeres Geschwätz. Der Typ hat keine Ahnung, wovon wir eigentlich reden. Tschüss!

Klug: Ich weiß, daß jedes Unternehmen ein kompliziertes soziales Gefüge besitzt, mit dem man umgehen muß. Ich glaube, daß ich das recht gut kann. Allerdings bin ich nicht gerade ein brillanter Redner vor großen Versammlungen. Vielleicht fehlt da einfach die Praxis.

Toll!. Sie sind selbstbewußt, Ihr Selbstbewußtsein reicht sogar dazu aus, eine Schwäche offen anzusprechen.

Was waren Ihre größten Erfolge und Mißerfolge?

Dumm: Mein größter Erfolg war mein guter Studienabschluß. Ein großer Mißerfolg war, daß ich im Job bei Beförderungen übergangen wurde, weil meine Vorgesetzten meine Fähigkeiten nicht richtig einschätzen konnten.

Traurig! Sie schieben die Schuld an Mißerfolgen anderen in die Schuhe. Wahrscheinlich war die Qualität Ihrer Arbeit einfach unzureichend. Ein guter Studienabschluß alleine sagt noch gar nichts.

Klug: Mein größer Erfolg war es, daß ich drei Aufträge hereingeholt habe, auf die meine Firma schon lange scharf war. Der größte Mißerfolg: Ich habe danach irgendwie abgehoben, dachte, mir müßte alles Gelingen. Prompt ging das nächste Projekt schief. Aber ich glaube, ich habe daraus gelernt.

Gut gebrüllt, Löwe! Sie nehmen die Verantwortung für Fehler auf sich, sind selbstkritisch und lernen daraus. Solche Mitarbeiter wünscht man sich.

Wie reagieren Sie auf Kritik?

Dumm: Wenn sie unberechtigt ist, bin ich natürlich sauer. Berechtigte Kritik kann ich ertragen.

Dürftig! Sie drücken sich vor einer aussagekräftigen Antwort. Wahrscheinlich sind Sie bei jeder noch so kleinen Kritik beleidigt.

Klug: Kritik ist nötig, ich brauche sie auch. Kein Mensch macht immer alles richtig. Und wenn man über Kritik nachdenkt, kommen meist auch gute Ideen für bessere Lösungen.

Einwandfrei! Sie ertragen Kritik nicht nur, sie versuchen, für Ihre Arbeit Nutzen daraus zu ziehen. Besser reagieren kann man nicht.

Haben Sie sich auch bei anderen Firmen beworben?

Dumm: Nein, warum sollte ich? Die Position, die Sie mir anbieten ist doch genau die richtige für mich.

Blödsinn! Sie sind doch nicht der einzige Bewerber. Ganz schön arrogant, wenn Sie sich einbilden, den Job schon in der Tasche zu haben und sich deswegen nicht weiter bewerben.

Klug: Ja, sicher. Ich habe auch schon ein paar Rückmeldungen. Aber Ihr Angebot reizt mich mehr als die anderen.

Gute Antwort! Sie signalisieren, daß Sie mehrere Angebote kritisch geprüft haben. Ihr besonderes Interesse an genau diesem Job nimmt den Personalchef positiv für Sie ein.

Fünf Grundregeln - kurz notiert


1. Informieren Sie sich vor dem Vorstellungsgespräch über das Unternehmen. Wer nichts weiß, kann auf Fragen sehr leicht falsch reagieren.
2. Bereiten Sie sich gut vor. Ruhig vor dem Spiegel üben. Sicheres Auftreten ist wichtig, wer stottert hat schon verloren.
3. Schildern Sie Ihre Fähigkeiten kurz und prägnant. Für Schwafeleie haben Personalchefs keine Zeit.
4. Geben Sie sich freundlich und aufgeschlossen. Der Gesprächspartner muß nicht nur von ihrer Qualifikation überzeugt sein. Er muß Sie auch mögen – sonst fallen Sie durch.
5. Stellen Sie klare Gehaltsforderungen. Erkundigen Sie sich vorher bei Freunden und Kollegen, was für eine vergleichbare Position bezahlt wird. Wer nicht weiß was er wert ist, ist wenig wert.